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Fakultät Kulturwissenschaften
Das Projekt stellt sich vor

BeeMEHR: Warum Mehrsprachigkeit einfach mehr ist

Ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt

 

Schulvergleichsstudien zeigen, dass die Lesekompetenzen bei einem relevanten Anteil der Schüler*innen aller Altersgruppen nicht den Mindeststandards entsprechen. In diesem Zusammenhang wird Mehrsprachigkeit immer wieder als Ursache thematisiert,  oft vermischt mit der problematischen Variable „Migrationshintergrund“. Dabei ist die Realität komplexer: Vor allem die Qualität und Quantität des sprachlichen Inputs, die wiederum durch den sozioökonomischen Status beeinflusst werden können, sind für die sprachliche Entwicklung entscheidend.

Häufig wird außer Acht gelassen, dass etwa eine nichtdeutsche Familiensprache ebenso Teil des Menschen und seiner*ihrer Identität ist. Gleichzeitig ist die Idee von Mehrsprachigkeit als Beeinträchtigung für die sprachliche und kognitive Entwicklung wissenschaftlich nicht haltbar – ganz im Gegenteil. Mehrsprachigkeit hängt in zahlreichen Studien mit positiven kognitiven Effekten zusammen, und schafft ein Bewusstsein über Sprache und all ihre Facetten. Dieses Bewusstsein ist, unabhängig von Ein- oder Mehrsprachigkeit, für die Entwicklung von Schriftsprache sehr wichtig.

Unser Projekt BeeMEHR möchte auf der Basis neuester (psycho-)linguistischer Forschung den gesellschaftlichen Umgang mit Mehrsprachigkeit neu denken und wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis umsetzen. Wir verfolgen zwei Ziele:
 

  1. Durch Seminare, Vorträge und Coaching-Angebote geben wir diese neuen Erkenntnisse über Mehrsprachigkeit in Form eines Zertifikats an pädagogische Fachkräfte und Eltern weiter, damit bestehende Glaubenssätze, Vorurteile und Mythen über Mehrsprachigkeit in neue Handlungsweisen überführt werden können.
     
  2. Wir entwickeln eine digitale Lernplattform mit App, die das metalinguistische Bewusstsein und die kognitive Aufmerksamkeitskontrolle von Kindern fördern. Die Plattform baut auf den Forschungsergebnissen zu den Zusammenhängen zwischen kognitiver Kontrolle, metalinguistischem Bewusstsein und Lesekompetenz auf. So werden die Lese- und Schreibfähigkeiten von sprachschwachen Kindern gezielt unterstützt – unabhängig von ihrer Sprachbiographie oder sozialen Herkunft.

 

Zusammenarbeit mit lokalen Partnern:

BeeMEHR kooperiert mit verschiedenen lokalen Partnern im Ruhrgebiet, darunter das Katholische Familienzentrum St. Anna, die Kindertageseinrichtung der St. Elisabethgruppe, die Städtische Katholische Grundschule an der Bergstraße, die Islamische Gemeinde Herne-Röhlinghausen e. V. und das Ruhrwerk e. V. Diese Zusammenarbeit ermöglicht einen Zugang zu Kindern und Familien mit unterschiedlicher sozialer, sprachlicher und kultureller Herkunft. Das Projektteam begleitet die sprachliche und kognitive Entwicklung der Kinder und erhält so wertvolle Einblicke, die in die Forschung einfließen.

 

Das BeeMEHR-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms „Integration durch Bildung“ gefördert und läuft von August 2024 bis Juli 2027.